Zitronenkatzenminze - die Gelsenabwehr
Ich liebe den Sommer. Es gibt eigentlich nur eines, was mich an heißen Tagen stört. Die angriffslustigen Kampfgeschwader, die sich formieren, ihre Zieleinrichtungen auf mich justieren und mit nervtötendem Surren durchstarten: Gelsenalarm. Angeblich soll ja Katzenminze als Gelsenabwehrmittel wirksamer sein als verschiedene chemische Substanzen. Klar, dass ich diese Info überprüfen wollte, wozu hat man das Kraut – genauer gesagt eine Varietät des Krautes, nämlich die Zitronenkatzenminze – im Garten und eine Destille in der Küche?
Frisch oder getrocknet?
Die Testphase begann bereits bei der ewigsten aller Hydrolier-Fragen, nämlich: Soll das frische oder getrocknete Kraut verwendet werden? Um auf Nummer Sicher zu gehen, wurden beide Varianten durchgeführt: Erst einmal bekam Leonardo 250 g frische Zitronen-Katzenminze (Nepeta cataria citriodora). Das Ergebnis waren rund 300 ml wunderbar zitrus-melissig, fast parfümartig duftendes Hydrolat, sogar eine dünne Schicht ätherischen Öls fand sich ein!
Einige Wochen später wanderte die getrocknete Fraktion in die Destille. Die Menge war auf mittlerweile 55 g geschrumpft, was mich noch nicht irritierte, ich hab mit ähnlich kleinen Mengen schon öfter schöne Ergebnisse erzielt. Diesmal allerdings nicht: Das begann schon beim Geruch, der beim „Trockenkraut-Test“ weit weniger schön als beim frisch destillierten Kraut ausfiel, und setzte sich beim ph-Wert fort. Der lag nämlich bei mindestens 7 (mehr zeigt mein Teststreifen nicht an) und damit derart deutlich über den sauren Werten, die Hydrolate sonst auszeichnen (und auch haltbar machen). Immerhin: Selbst bei der mickrigen Menge von 55 g waren feinste Tröpfchen ätherischen Öls im Hydrolat auszumachen.
Und was sagen die Gelsen?
Bleibt noch der „Gelsentest“. Amerikanischen Forschern zufolge soll Katzenminze – konkret der in ihr enthaltene Wirkstoff Nepetalacton – bis zu zehnmal wirksamer gegen stechende Plagegeister sein als die in den meisten Lotionen und Stiften eingesetzten chemischen Mittelchen. Leider finde ich den entsprechenden Artikel nicht mehr, Details muss ich also schuldig bleiben.
Selbstverständlich habe ich mich sofort an den Praxistest gemacht und das Hydrolat aus den frischen Kräutern im Abwehrkampf eingesetzt. Und ich kam auch erstmals weitgehend ungeschoren davon. Allerdings muss ich gestehen, dass mein Test nicht sehr aussagekräftig ist. Weil nämlich: Nur nach wenigen "Versuchstagen" herrschte wechselhaftes Wetter mit relativ ausgiebigen Regenphasen. Gelsen haben sich in dieser Zeit kaum welche blicken lassen, sie sind wohl den Tod durch Ertrinken gestorben, ehe mein Hydrolat auch nur eine Chance hatte sie zu verscheuchen…
Übrigens: Sowohl Katzenminze als auch Zitronen-Katzenminze gehören nicht - wie der Name suggeriert - zu den Mentha-Arten. Zitronen-Katzenminze wird auch Weiße Melisse genannt und in der Volksheilkunde seit altersher bei Magen- und Darmbeschwerden sowie zur Beruhigung der Nerven eingesetzt. Aus aromatechnischen Gründen werde ich das “Frische-Hydrolat” in der Küche anwenden und das “Trocken-Hydrolat” mit seinem herb-bitteren Beigeschmack für den nächsten Gelsenabwehrtest versprühen. Ich bin sicher, die Stechbiester kehren früher zurück als mir lieb ist.