Mädesüß-Hydrolat - mit dem Wirkstoff des Aspirin

Juli - das ist der ideale Monat, um hocharomatische Mädesüß-Blüten zu sammeln und zu destillieren. August geht natürlich auch noch, allerdings läuft man da schon Gefahr, den idealen Sammelzeitpunkt zu verpassen. Ein paar Tage Regenwetter reichen - und schon wird es knapp. Die Wirkstoffe sind vom nassen Wetter ausgewaschen und die Pflanze braucht wieder ein paar trockene und sonnige Tage, um ihre Kraft wieder aufzubauen. Ehe man es sich versieht, ist es Mitte/Ende August und auf der kürzlich so wunderschön blühenden Mädesüß-Wiese finden sich nun hauptsächlich Blüten, denen das Vergehen bereits anzusehen ist. Ich organisiere mir meine Mädesüß-Fraktion deshalb vorzugsweise im Juli. Was man hat, hat man.


Destilliert werden die Blüten, diese schneide ich mit einer Schere von den Stängeln.  Blätter  wandern keine in die Destille und auch bei den Stängeln achte ich darauf, möglichst wenig davon zu erwischen.

Das Aroma kommt im Hydrolat wunderbar aromatisch und hochintensiv rüber. In der Küche reichen in der Regel ein paar Sprühstöße, um beispielsweise Desserts den leckeren Mädesüß-Geschmack zu verpassen. Wobei "lecker" eine relative Angelegenheit ist:  Viele Menschen empfinden den Geschmack beziehungsweise den Geruch von Mädesüß als zu "medizinisch", ich habe sogar schon wortwörtlich den Vergleich "wie Hansaplast" gehört. Aber Geschmäcker sind bekanntlich Geschmackssache, mir persönlich mundet Mädesüß in bestimmten Kombinationen durchaus. Etwa in einem Dessert, kombiniert mit weißer Schokolade und Rosmarin.


Bei grippalen Infekten oder als beruhigende Gesichtsmaske

Wem das Mädesüß-Hydrolat für die Küche zu sehr nach Medizin riecht, kann sich ja auf die volksheilkundliche Anwendung konzentrieren. Da hat Mädesüß einiges zu bieten!

Im vergangenen Winter hab ich den Salicylgehalt der Pflanze für einen Erkältungstee genutzt, der nicht nur gewirkt sondern (mir jedenfalls) auch gut geschmeckt hat: einfach einen Schuss Mädesüß-Hydrolat in eine Tasse Thymiantee, mit Honig süßen, fertig.  (Wenn es besonders schnell gehen soll, kommt das Hydrolat einfach in eine Tasse warmes/heißes Wasser.)

Was in meiner pflanzlichen Hausapotheke keinesfalls  fehlen darf, ist meine "Tschüss-Erkältung"-Tinktur.  Dabei wird Mädesüß-Hydrolat zusammen  mit Alkohol zum Ansetzen einer Tinktur mit Kapuzinerkresse (dem so genannten "Bauernpenicillin") genutzt.  

Noch eine Anwendung möchte ich nicht unerwähnt lassen: Len und Shirley Price empfehlen Mädesüß-Hydrolat in ihrem  Buch "Understanding Hydrolats" zum Eintröpfeln bei  brennenden und juckenden Augen. Versteht sich von selbst, dass sich dafür ausschließlich absolut naturbelassene Hydrolate ohne Alkohol, Konservierung oder sonstige Zusätze eignen!

Äußerlich angewendet habe ich das Hydrolat als Basis für eine frisch gerührte Gesichtsmaske (zum Beispiel in der Kombination mit Eibischwurzelschleim) genutzt und empfand es als beruhigend und sogar ein wenig straffend. Ist freilich nur eine subjektive Empfindung, die ich wissenschaftlich nicht belegen kann. Andererseits: Was ist wichtiger als das persönliche Empfinden? Eben.